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  • pia.m.casanova

Am Freitag, 30. August 2024 fand unsere Generalversammlung statt.

Herzlichen Dank für die Teilnahme und die konstruktiven Diskussionen.




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Dieses Jahr feiert die Insel Reichenau die Gründung ihres Klosters durch den Wanderbischof Pirmin vor 1300 Jahren. Aus diesem Grund führte uns unsere diesjährige Kulturreise vom 5. bis 7. Juli an den Bodensee, genauer auf die Insel Reichenau und nach Konstanz.


Wir befassten uns mit der Geschichte der Insel Reichenau und wanderten auf den Spuren der Eidgenossen in der Stadt Konstanz; wir spazierten vorbei am Geburtshaus von Henri Dufour, dem General im Sonderbundskrieg und Mitbegründer des Roten Kreuzes sowie am Konstanzer Konzil, dem „Schauplatz der einzigen Papstwahl nördlich der Alpen“, wie die Marketing und Tourismus Konstanz GmbH auf ihrer Webseite schreibt.


Und immer wieder fielen unsere Blicke auf das Wahrzeichen der Stadt Konstanz, die Imperia; die 9 Meter hohe Skulptur an der Hafeneinfahrt, die sich innerhalb von 4 Minuten einmal um die eigene Achse dreht.



Die Imperia ist eine aus Beton gegossene 18 Tonnen schwere Skulptur einer spärlich bekleideten Frau mit Narrenkappe, die ihre Arme weit ausbreitet und in jeder Hand eine nackte Männerfigur hält. Die Figur links spreizt die Beine und hat eine Kaiserkrone auf dem Kopf und einen Reichsapfel in der Hand. Die Figur rechts sitzt mit gekreuzten Beinen und trägt eine Papsttiara.


(Bild: Tagblatt; Wahrzeichen in Konstanz: Imperia – eine Frau gegen die Doppelmoral)


Die Imperia ist eine satirische Auseinandersetzung mit dem Konstanzer Konzil (1414-1418), während dem die Prostitution in der Stadt blühte. Die beiden Männlein in den Händen der Imperia symbolisieren die weltliche und die kirchliche Macht; der Kaiser mit der Kaiserkrone, der Papst mit der Tiara und Imperia die Hure, besser die Kurtisane - die hochgebildete Frau - die sowohl weltliche als auch kirchliche Würdenträger mit Liebesdiensten beglückt.


Mit der Skulptur werden aber auch die Patriarchen verspottet, die sowohl in der Kirche als auch in der Politik das Sagen haben. Als Opfer ihrer eigenen niederen Triebe werden sie zu lächerlichen, nackten Figürchen in den Händen einer Frau. Trotz der Insignien der Macht sind sie Imperia machtlos ausgeliefert.


Auch die Parallelen zum Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ sind nicht zu übersehen. Imperia mit der Narrenkappe hat die Rolle des Hofnarren, der die Machtspiele der Würdenträger von oben beobachtet und durchschaut. Wenn diese Würdenträger jedoch ihrer Amtstracht beraubt werden, werden sie zu lächerlichen, unwürdigen Witzfiguren.


Der Bildhauer Peter Lenk (https://www.peter-lenk.de/home.html) erschuf die Imperia im Auftrag der Bodensee-Schiffsbetriebe, des Fremdenverkehrsvereins von Konstanz und der Wirte am Bodensee. Sie wurde von der Computergesellschaft Konstanz finanziert.


Beim Entwurf der Figur liess der Bildhauer sich von der Erzählung «La belle Impéria» von Honoré de Balzac inspirieren. Impéria ist eine Kurtisane, die während des Konzils von Konstanz Geliebte von Fürsten, Grafen, Würdenträgern und Kardinälen und damit die inoffizielle Herrscherin des Konzils ist.


Zu den zwei Männlein, die die Imperia in der Hand hält, meint Peter Lenk: „… Es handelt sich bei den Figuren der Imperia nicht um den Papst und nicht um den Kaiser, sondern um Gaukler, die sich die Insignien der weltlichen und geistlichen Macht angeeignet haben. Und inwieweit die echten Päpste und Kaiser auch Gaukler waren, überlasse ich der geschichtlichen Bildung der Betrachter. …“


Peter Lenk schuf die Skulptur in Stuttgart. Ihre Einzelteile wurden mit einer Fähre nach Konstanz transportiert. Dieser Transport kostete Fr. 20‘000.00 und wurde, gemäss Aussage von Peter Lenk, von der Migros unter der Bedingung finanziert, dass die Skulptur nicht auf Schweizer Seite aufgebaut werde. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde die Imperia auf dem Grundstück des ehemaligen Molenturms aufgebaut, das sich im Eigentum der Deutschen Bundesbahn befand.


Am 26. April 1993 wurde die Skulptur enthüllt. Die Empörung nach der Enthüllung war in kirchlichen, aber auch in konservativen Kreisen und im Gemeinderat gross, nicht nur weil die Imperia die Kirche verunglimpfe, sondern auch weil sie den Prostituierten ein Denkmal setze. Der Kunstverein zweifelte am künstlerischen Wert des Skulptur. Sie alle forderten die Entfernung der Skulptur. Die Stadt Konstanz konnte diese Entfernung nicht durchsetzen, da das Kunstwerk auf Privatgrund stand. Mittlerweile ist die Imperia ein Touristenmagnet und ein Wahrzeichen von Konstanz geworden.

 

Quellen:

 

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  • AutorenbildPia Casanova

Am 7. Juli war es wieder so weit. Unter dem Motto "Den Habsburgern auf der Spur" trafen wir uns in Innsbruck zu unserer jährlichen Studienreise. In Innsbruck den Spuren der Habsburger zu folgen, heisst unweigerlich auf Maximilian I. zu treffen, dem Mann, dem Innsbruck eines seiner Wahrzeichen, das goldene Dachl, verdankt.

Am meisten Eindruck jedoch hat mir die Liebes- und Lebensgeschichte von Philippine Welser (1527-1580) und dem Habsburger Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595) gemacht, auf die wir bei der Besichtigung von Schloss Ambras aufmerksam wurden.


Ferdinand II. wird am 14. Juni 1529 in Linz geboren. Sein Vater ist der Bruder des römisch-deutschen Kaisers und wird später selbst König und auch Kaiser. Seine Mutter stammt aus dem ungarischen Königshaus. Als Habsburgerspross wird Ferdinand II. von Kindesbeinen an auf seine Rolle als Herrscher vorbereitet. Er erhält eine umfassende humanistische Bildung, lernt Sprachen und wird in sportlichen Betätigungen unterwiesen.

Wie seine Geschwister soll auch Ferdinand II. eine machtstrategisch geschickte Heirat machen, denn Ferdinands Vater verfolgt die habsburgische Strategie der Machtausweitung und -Sicherung durch eine geschickte Heiratspolitik konsequent. Neun von zwölf Geschwistern Ferdinands werden, auch teilweise gegen ihren Willen, in europäische Fürsten- und Herrscherhäusern verheiratet. Nur drei Schwestern können sich durch den Eintritt in ein Kloster einer arrangierten Ehe entziehen. Ferdinand II. soll ins französische oder englische Königshaus einheiraten. Die Sondierungen mit dem englischen Königshaus laufen sogar noch zwei Jahre nachdem Ferdinand heimlich Philippine Welser geheiratet hat.


Im Alter von 14 Jahren wird Ferdinand II. zum Statthalter seines Vaters in Böhmen und siedelt von Innsbruck nach Prag über. Er ist kultur- und kunstbegeistert, sammelt Kunst und Kriegsgerät. Er beginnt Prag nach dem Vorbild italienischer Städte umzubauen. Prag entwickelt sich zum Mekka für Künstler und Handwerker. Ferdinand geniesst das Leben als Junggeselle. Er richtet rauschende Feste und Bälle aus und veranstaltet Turniere und Jagden. Während dieser Jagden verbringt er viel Zeit bei böhmischen Adligen auf ihren Burgen und Schlössern in der Umgebung von Prag.


Am Maskenball vom 26. Februar 1555, der aufgrund der in Prag grassierenden Pest, in Pilsen stattfindet, gehört die Kaufmannstochter Philippine Welser in gehobener Position zu Ferdinands Entourage, was für eine Nichtadlige ungewöhnlich ist. Wo und wann sich Philippine und Ferdinand das erste Mal begegnet sind, ist unbekannt. Überhaupt gibt es über das Leben der Philippine Welser wenige Belege. Sie wird im Jahr 1527 (der Tag und der Monat sind nicht bekannt) als zweite Tochter der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Welser-Adler in Augsburg geboren und wächst dort mit ihren Geschwistern auf. Die Familie Welser unterhält, wie andere Kaufmannsfamilien, beste Geschäftsbeziehungen zu den Habsburgern und erhält darum den Titel des königlichen Rats.

Philippine hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Tante Katharina von Loxan, die 70 Kilometer von Prag entfernt auf der Burg Bresnitz lebt. In den 1550er verbringt sie viel Zeit bei dieser Tante. Hier dürfte sie Ferdinand begegnet sein. Wie sich ihre Beziehung entwickelt, ist unbekannt.


Im Januar 1557 heiraten die beiden in der Schlosskapelle in Bresnitz in grosser Heimlichkeit, nur Katharina von Loxan und ihr Sohn und ihre Tochter wohnen der Trauung bei und wissen von der Eheschliessung. Die Ehe wird von Ferdinands Beichtvater Johann von Cavalerii gesegnet und ist damit vor der Kirche gültig. Eine Ehe zwischen einer Bürgerlichen und einem Adligen ist in dieser Zeit nicht standesgemäss und darum höchst ungewöhnlich – vor allem für einen Sohn des amtierenden römisch-deutschen Kaisers. Es ist erstaunlich, dass Philippine Ferdinands Ehefrau und nicht seine Mätresse wird, was bei Verbindungen zwischen einem Adligen und einer Bürgerlichen dazumal üblich ist. Unter diesen Bedingungen erstaunt es hingegen nicht, dass die beiden ohne Wissen und Einverständnis der Eltern heiraten, weil es höchstwahrscheinlich der einzige Weg ist, heiraten zu können.


Das Eheleben findet in aller Heimlichkeit auf Schloss Bresnitz statt. Hier wird am 15. Juni 1558 der erste Sohn Andreas geboren. Ferdinand protokolliert die Geburt genaustens, mit dem Ziel seinen Sohn als eheliches Kind auszuweisen. Da Philippine offiziell ledig ist, muss ein Trick angewendet werden, damit sie ihr Kind annehmen kann, ohne dass ihm der Makel der unehelichen Geburt anhaftet. Zu jener Zeit erhält jede Person, die ein Neugeborenes findet und es annimmt, die Vatergewalt über dieses Kind. Andreas wird am 21. Juni 1558 vor das Schlosstor gelegt, wo er von einem Diener gefunden und ins Schloss gebracht wird. Nun nimmt Philippina Andreas als Kind an. Er wird noch am gleichen Tag in Anwesenheit seiner Eltern getauft.


Das Zusammenleben von Philippine und Ferdinand bleibt nicht unbemerkt, bald kursieren Gerüchte darüber, die auch Ferdinands Vater, dem Kaiser, zu Ohren kommen. Das Paar muss bei ihm Abbitte leisten. Ferdinands Brüder und Philippines engste Familie werden über die Eheschliessung informiert, sonst verpflichtet der Kaiser seinen Sohn und seine Schwiegertochter zur ewigen Geheimhaltung ihrer Ehe. Die Kinder aus dieser Ehe werden von der regulären Erbfolge ausgeschlossen, ihre Versorgung und die Versorgung Philippines im Falle des Ablebens von Ferdinand werden geregelt und zugesichert. Der schriftliche Vergleich wird am 1. August 1559 zwischen dem Kaiser und seinem Sohn abgeschlossen und im Jahr 1561 durch Ferdinands Brüder bestätigt.


Im Jahr 1560 zieht das Paar zu Philippines Cousine, der Tochter von Katharina von Loxan, in das Schloss Pürglitz, das von Prag aus in einer Tagesreise erreichbar ist. Philippines Mutter zieht ebenfalls in dieses Schloss. Hier kommen der zweite Sohn Karl am 22. November 1560 und 1562 die Zwillinge Philipp und Maria zur Welt. Wie schon Andreas werden auch Karl und die Zwillinge als Findelkinder ausgegeben. Ferdinand wiederum protokolliert die Geburt und die Taufen genaustens, um den Nachweis der ehelichen Geburt seiner Kinder zu erbringen. Die Zwillinge sterben noch im ersten Lebensjahr.


Ferdinand wird im Jahr 1563 vom Tiroler Landtag offiziell als Landesfürst aufgenommen, nachdem ihm sein Vater die Herrschaft über Tirol übertragen hat. Ferdinand ist bestrebt Innsbruck im herrschaftlichen Glanz erstrahlen zu lassen. Er lässt darum die Hofburg und Schloss Ambras umbauen. In Ambras lässt er den Südtrakt errichten, in dem er seine Sammlungen unterbringt, und den spanischen Festsaal, der in Zukunft als Veranstaltungsort für die glanzvollen Feste dient. Das Schloss Ambras schenkt er noch vor dem Umzug ins Tirol seiner Frau.


Im Jahr 1567 wird Ferdinand mit Pomp in Innsbruck empfangen. Seine Frau und die Kinder sind bei den Festivitäten nicht dabei, da die Ehe geheim gehalten werden muss. Trotzdem amtet Philippine in Zukunft als Gastgeberin im Schloss Ambras. Sie ist auf vielfältiger Weise karitativ tätig und setzt sich für das einfache Volk, den niederen Adel und insbesondere für Kranke ein. Sie wird so zu inoffiziellen Landesfürstin und Landesmutter.


Ferdinand und Philippina frönen einem aufwendigen luxuriösen Lebensstil. Lebensmittel, die im Tirol nicht erhältlich sind, werden von weit her eingeführt, z.B. Austern und Fische aus dem Mittelmeerraum. Sie bewirten viele Gäste aus nah und fern und richten grosse Feste aus. Die aufwendige Bewirtung, die glamourösen Feste und der Unterhalt von zwei Residenzen – Hofburg und Ambras – verschlingen immens hohe Summen, die die Finanzkraft des reichen Landes Tirol übersteigen. Das Land muss sich verschulden, obwohl die arbeitenden Untertanen nicht von der Prasserei und der Verschwendung am fürstlichen Hof profitieren.


Obwohl Philippines Familie im Jahr 1567 in den Freiherrenstand erhoben wird und Philippine sich nun Freiin von Zinnenburg nennen darf, ist ihre Stellung suspekt. Sie lebt mit dem Landesherrn zusammen, ist offiziell aber nicht seine Ehefrau. Dies ändert sich erst 1576. Damit ihr Sohn Andreas zum Kardinal ernannt werden kann, muss er seine eheliche Abkunft nachweisen. Das ist nur möglich, wenn seine Eltern sowohl vor der Kirche als auch der Gesellschaft rechtmässig verheiratet sind. Ferdinand und Philippine bitten darum den Papst, sie von der Geheimhaltungsverpflichtung über ihre Ehe zu entbinden. Er kommt dieser Bitte nach. Ab 1576 sind Philippine und Ferdinand offiziell ein Ehepaar. Philippine kann diese offizielle Stellung als Ehefrau nur noch wenige Jahre geniessen. Sie stirbt am 23. April 1580 an den Folgen verschiedener Krankheiten, die sich bereits seit 1570 zeigten.


Ferdinand trauert um seine geliebte Frau, er verfolgt aber nach ihrem Tod dynastische Pläne. Er möchte noch einen nachfolgeberechtigten Erben zeugen. Am 14. Mai 1582 heiratet er seine 16-jährige Nichte Anna Caterina Gonzaga aus Mantua. Da diese Ehe standesgemäss ist, wären die Söhne aus dieser Verbindung rechtmässig erbberechtigt, doch aus dieser Ehe gehen nur drei Töchter hervor. 1590 wird er noch Vater eines unehelichen Sohns. Damit geht sein Wunsch nach einem nachfolgeberechtigten Erben nicht in Erfüllung. Ferdinand stirbt am 24. Januar 1595 und wird in der Innsbrucker Hofburg neben Philippine beigesetzt.


Ich habe mich vor allem mit dieser Geschichte befasst, weil mich die Frage interessierte, wie es Philippine geschafft hat, Ferdinand zu heiraten und nicht nur seine Mätresse zu werden. Darüber kann man den vorhandenen Quellen nichts entnehmen, weil es keine schriftlichen Aufzeichnungen von Philippine oder ihrer Tante Katharina von Loxan gibt.


Dann beschäftigte mich die Frage, wie einsam die heimliche Ehefrau wohl gewesen sein muss. Ich stellte dann fest, dass sie während der Zeit auf Schloss Ambras am gesellschaftlichen Leben teilnahm, Gastgeberin und die Frau – obwohl nicht offiziell Ehefrau – an der Seite ihres Mannes war. Ob es sich vorher in Böhmen auch so verhielt, lässt sich aus den Quellen nicht entnehmen, man kann es aber annehmen. Das Schwierige an diesem Ehekonzept war wohl nicht die Einsamkeit der Ehefrau, sondern die gesellschaftliche Sonderstellung sowie der gesellschaftliche Druck, der auf beide Ehepartner lastete und der Ausschluss ihrer Kinder aus der Erbfolge.


Beeindruckend und zugleich stossend war die Geldverschwendung durch Ferdinand II. Er veranstaltete auf Kosten seiner Untertanen, die den Lebensstil von Ferdinand mit Abgaben finanzieren mussten, glamouröse Fest und genoss einen äusserst luxuriösen Lebensstandard.


Quellen:

Dokumentationen aus der Ausstellung auf Schloss Ambras in Innsbruck

Karin Schneider-Feber (2016): Philippine Welser. Die schöne Ausburgerin im Hause Habsburg

Foto:

Darstellung im Schloss Ambras


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